Rechtsruck an Isernhagener Schule: Zwischen Polarisierung, Schweigen und demokratischer Verantwortung

„Die politische Stimmung unter Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert – auch in Isernhagen. Ein Vorfall an dem Gymnasium der Gemeinde wirft ein Schlaglicht auf eine Entwicklung, die Demokratinnen und Demokraten nicht unberührt lassen kann: Auf dem Schulgelände wurden kürzlich Flugblätter der rechtsextremen Identitären Bewegung entdeckt – eine Gruppierung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird und für rassistische, ausgrenzende Thesen bekannt ist“, teilen die Grünen Isernhagen mit. Die Schulleitung reagierte mit einer klaren Stellungnahme. Auch die Grünen Isernhagen zeigten sich tief betroffen.

Ein „Warnsignal“ für die Zivilgesellschaft

Dr. Annette Heuer, Co-Vorsitzende der Grünen Isernhagen, äußerte sich bestürzt über die Verteilung der Flugblätter: „Dass rechtsextreme Propaganda ihren Weg bis in unsere Schulen findet, ist ein Alarmzeichen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Kinder und Jugendliche für demokratische Werte stark zu machen – gegen Hetze, gegen Ausgrenzung, für Zusammenhalt.“

Die Grünen fordern nun eine breite zivilgesellschaftliche Debatte über Demokratiebildung und politische Verantwortung vor Ort. „Wir dürfen unsere Schulen mit diesen Entwicklungen nicht allein lassen“, so Dr. Heuer weiter. Sie betont, dass insbesondere kommunale Politik, Elternvertretungen und außerschulische Bildungsakteure stärker eingebunden werden müssten.

Zwischen Gruppendruck und Orientierungslosigkeit

Schüler berichten anonym von einem zunehmend rauen politischen Klima innerhalb der Schülerschaft. Es sei nicht mehr selbstverständlich, sich offen gegen rechte Positionen zu stellen – im Gegenteil: Wer sich für soziale Gerechtigkeit oder Menschenwürde einsetzt, werde verspottet oder beleidigt. Ein Jugendlicher schildert: „Ich wurde nach dem Deutschunterricht mal als ‚linksgrün-versiffter H…‘ beschimpft, weil ich mich für bezahlbaren Wohnraum und gegen Armut ausgesprochen habe.“ Andere berichten von einer Gruppe jüngerer Schüler, die offen mit Hakenkreuzen auf Toiletten provozieren. „Solche Vorkommnisse weisen darauf hin, wie tief der Einfluss rechtsextremer Narrative bereits reicht“, so die Grünen Isernhagen.

Die neue Normalität des „Nicht-so-ganz-Dagegenseins“

„Es ist nicht nur die aktive Verbreitung rechter Ideologie, die Sorgen bereitet – sondern auch das wachsende stille Einverständnis, das SchülerInnen beobachten“, teilen die grünen mit. Eine Schülerin sagt: „Da wo vor ein paar Jahren noch eine klare anti-AfD-Haltung normal war, ist es heute eher cool, die ‚Linksgrünen‘ zu sticheln.“

„Was hier geschieht, ist kein Einzelfall, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Trend: rechtspopulistische Denkweisen dringen in Alltagsdiskussionen ein – oft banalisiert, ohne politische Tiefe, aber mit emotionaler Schlagkraft. TikTok, YouTube & Co. sind längst zu politischen Sozialisationsräumen geworden. Meinung ersetzt Wissen, Parole ersetzt Argument“, so Dr. Heuer.

Was Schulen leisten – und wo die Gesellschaft gefordert ist

Die Schulleitung des Gymnasiums Isernhagen hat in einem offenen Brief deutlich Stellung bezogen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Haltungen, die Grundsätze des Grundgesetzes verletzen, als legitime politische Äußerungen verharmlost werden.“ „Diese Haltung ist ein wichtiger Schritt – aber sie reicht allein nicht aus“, betonen die Grünen Isernhagen.

Handlungsvorschläge für eine wehrhafte Demokratie

Die Grünen Isernhagen entwickelten eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten:

1. Demokratieförderung im Schulalltag

  • Schülerparlamente stärken: Mit echten Entscheidungsbefugnissen und regelmäßiger Beteiligung.
  • Debattenformate etablieren: Zivilisierte, argumentativ fundierte Diskussionen zu aktuellen Themen (z.B. Fishbowl-Diskussionen oder Demokratie-Workshops).
  • Politische Medienkompetenz fördern: Kritischer Umgang mit Quellen und Algorithmen sollte fester Bestandteil des Unterrichts werden.

2. Anonyme Meldekanäle für diskriminierendes Verhalten

  • Schülerinnen und Schüler müssen wissen: Es ist kein Petzen, sondern Zivilcourage, wenn man Extremismus, Rassismus oder Mobbing meldet.

3. Elternarbeit intensivieren

  • Aufklärung über rechtsextreme Strategien, z.B. durch Informationsabende oder Elternbriefe. Viele Eltern unterschätzen, wie schnell Kinder im Netz radikalisiert werden können.

4. Kommunalpolitik mit Verantwortung

  • Schaffung eines Runden Tisches „Demokratiebildung Isernhagen“ mit Vertreter:innen aus Schule, Politik, Jugendhilfe, Kirchen, Sport, Kultur und Zivilgesellschaft
  • Förderung außerschulischer Lernorte und Demokratieprojekte durch die Gemeinde

5. Stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft

  • Kooperation mit Projekten wie Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Amadeu Antonio Stiftung oder dem Netzwerk für Demokratie und Courage
  • Patenschaften durch lokale Vereine, Senioren, Geflüchtete, Künstler:innen – Demokratie als gelebter Alltag

6. Lehrerfortbildungen verpflichtend machen

  • Nicht jede Lehrkraft ist automatisch Expertin für politische Bildung oder Rechtsextremismus. Hier braucht es praxisnahe Weiterbildungen.

Demokratie beginnt im Kleinen – und ist nie selbstverständlich

„Die Vorfälle an der Isernhagener Schule sind ein Weckruf – nicht nur für Lehrkräfte, sondern für uns alle. Demokratie lebt davon, dass sie täglich praktiziert und verteidigt wird. Das ist anstrengend, aber notwendig“, so die Grünen Isernhagen. Sie machen deutlich, dass sie diesen Weg mitgehen wollen – Seite an Seite mit der Schule, den Eltern und den Jugendlichen selbst.

„Denn das Ziel bleibt: Eine Schule, in der Vielfalt kein Risiko, sondern eine Stärke ist. Und eine Jugend, die nicht mit Hassparolen, sondern mit Respekt und Neugier in die Gesellschaft hineinwächst“, so die Grünen Isernhagen abschließend.

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